Gemeindebrief

 

Sie möchten auf dem aktuellen Stand bleiben oder in Erinnerungen schwelgen was unsere Kirchengemeinde angeht? Dann ist der Gemeindebrief, da dieser sowohl einen Rückblick als auch einen Ausblick auf unser Gemeindeleben bietet, genau das Richtige für Sie.

 

Online Gemeindebrief

 

Pfarrerin Klapprodt

AN(GE)DACHT

Wir von Kirchens sind mit unserem Kirchenjahr

der Zeit voraus (Endlich einmal).

Denn es beginnt schon vier Wochen früher, gut einen Monat vor dem Jahreswechsel an Silvester. Das Kirchenjahr hat es ein bißchen eiliger, es wendet das Kalenderblatt schon Ende November mit dem ersten Adventssonntag. Aber nicht, um im Stechschritt und mit höchster Geschwindigkeit durch das Jahr zu sausen.

Im Gegenteil: Das Kirchenjahr lädt dazu ein, das Tempo etwas herauszunehmen, innezuhalten, zur Besinnung zu kommen. Zur Besinnung auf das, was im Leben wichtig ist, und auf das, was Gott dafür tut, damit unser Leben gelingt.

Zugegeben: Das Kirchenjahr ist auch nicht mehr, was es mal war - vielen Zeitgenossen erschließt sich nicht mehr, warum es die verschiedenen Feiertage eigentlich braucht. Klar, Weihnachten steht außer Frage, der Heilige Abend jedenfalls, am ersten Weihnachtstag könnte sich schon Langeweile breitmachen, wenn die Geschenke genug gewürdigt, Braten und Dessert verkostet sind.

Schon die Adventszeit davor hat als Vorweihnachtszeit ihren eigenen Charakter eingebüßt. Und wer kann mit Epiphanias, Pfingsten und Trinitatis noch was anfangen? Und die Karwoche kommt so düster rüber, so dass an Ostern der Hase erfreut begrüßt wird, mit Seufzen und Aufatmen - oder war da noch was, jenseits der Eier und Frühlingsgefühle?

Das Kirchenjahr hat es nicht mehr so leicht- aber es ist da, um es uns etwas leichter zu machen.

Eben weil es unserer Zeit voraus ist, oder besser: weil es daran erinnert, dass Gott uns immer schon voraus ist. Davon, dass Menschen weinen und leiden wissen Gründonnerstag und Karfreitag etwas, und davon, dass der Tod nicht das letzte Wort über uns hat, spricht Ostern. Der Erntedanktag erinnert daran, dass wir Teil der Schöpfung sind und mit allem, was atmet zusammengehören. Und der Ewigkeitssonntag reißt Horizonte auf. Leben hat Ewigkeitswert.
Das Gute daran ist: All das ist uns immer schon voraus. Fur Hoffnung, Mut und Trost hat Gott den Weg bereitet, als er sich Weihnachten auf den Weg machte, Mensch unter Menschen zu werden, als er in Jesus auf die Straßen ging und unsere Lasten trug bis ans Kreuz; als der Stein fortgerollt wurde und im Ostergarten ein neuer, heller Morgen anbrach.
Mit dem Kirchenjahr zu leben heißt, Tag um Tag innezuwerden, dass Jesus vorausgeht und alles,

was wir brauchen vorbereitet, um unsere Alltage und Sonntage geborgen, getrost und wagemutig zu leben. Deshalb geht es bei der Pflege des Kirchenjahres auch nur scheinbar um uralte Traditionen und überholte Bräuche. Nein, Jesus, der immer einen Schritt voraus ist, ist hochaktuell, zukunftsweisend und mitten drin in dem, was uns bewegt, bedrückt oder beglückt.


In diesem Sinne ein gesegnetes neues Kirchenjahr, lassen wir uns ein auf die Geschichten, die es erzählt. Amen.

 

 

Pfarrerin Anke Klapprodt

Weihnachtsfreude mit Anlauf

Als Konfirmandin hatte ich im Advent ein Aha-Erlebnis. Es war morgens im Gottesdienst an einem Adventssonntag und ich freute mich über den Wochenspruch und ich dachte so bei mir: „Der tut mir so gut. Und der passt auch so gut." Das war jetzt aber noch nicht das Aha-Erlebnis. Das hatte ich erst später, als ich an einem der Adventssonntage in der Kirche saß und mich über den Wochenspruch freute. Und ich dachte so bei mir: „ Der tut mir so gut. Und der passt auch so gut. Gerade jetzt in dieser Zeit.“ Und dann machte es klick: Die Wochensprüche sind in der Adventszeit immer dieselben. Da hat sich wirklich jemand was bei gedacht und gehandelt.
Die Kirchensortierungsmenschen haben die Wochen
sprüche passend zum Sonntag aus der Bibel ausgesucht und auf das Jahr verteilt.

Für die Adventssonntage sind es vier:

  • Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer!    (Sacharja 9,9)
  • Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.   (Lukas 21,28)
  • Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig.   (Jesaja 40,3.10)
  • Freut euch in dem HERRN allewege und abermals sage ich: Freuet euch! Der HERRist nahe! (Philipper 4,4-5)

Da hat sich jemand wirklich etwas gedacht. Mit dem ersten Sonntag angefangen beginnt ein Weg. Wenn du ihn mitgehst, kannst du Schritt für Schritt Herz und Haus auf das Kommen GOTTES in diese Welt, in deine Welt vorbereiten. Und du wirst dabei merken, wie gut das tut!
Der erste Wochenspruch richtet den Blick schon auf das Ziel. Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer! Von Anfang an soll klar sein, worauf es hinausläuft, was dich erwartet, womit du rechnen kannst. Du musst nicht im Nebel gehen, nicht darüber grübeln, ob etwas gut werden wird oder nicht, auch nicht darüber nachdenken, was überhaupt passieren wird und ob überhaupt etwas passieren wird. Das liebe ich sehr an GOTT: Von Anfang an legt GOTT offen, worum es geht, zeigt GOTT deutlich, wohin alles geht und wer da hinter steht. Und darauf kannst du dich verlassen! Was kommen wird, wird glanzvoll sein, wird nicht mit dem Denken und Handeln der Menschen in dieser Welt vergleichbar sein, denn endlich zählen GOTTES Gedanken und endlich bestimmt GOTTES Liebe alles und jede und jeden. Und was GOTT auch von vornherein festlegt hat, ist, dass wir auf unserem Weg zu diesem wunderbaren Ziel nicht alleingelassen sind. Hilfe bietet er an, Kraft und Unterstützung. Und trotzdem: Manchmal fällt das schwer, den Blick auf das zu halten, was das Ziel ist. Vielmehr schaue ich auf die Wege, die mein Leben gerade bestimmen. Ich schaffe es kaum, mehr als den nächsten Schritt zu sehen, muss aufpassen, nicht falsch zu gehen, weiche Hindernissen aus, schaffe nur eins nach dem anderen. Dabei ist es schwierig, das eigentliche Ziel im Blick zu halten. Und obwohl ich das nicht will, werden mein Blick und mein Herz allzu oft abgelenkt von dem, was so tröstend und befreiend und hilfreich für jeden meiner Schritte sein will.

Der zweite Sonntagsspruch zeigt dir, wie das gehen kann, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlosung naht. Jeden Morgen stehe ich auf und richte meinen Blick nach oben. Aufrecht und aufgerichtet stehe ich vor GOTT, nehme GOTT in den Blick; sehe nicht auf das, was an diesem Tag vor meinen Füßen liegt, welche Wege ich heute gehen muss, welche Aufgaben vor mir auf mich warten. Genauso geht es mir mit diesem Vers. Wie wäre es, wenn du das in dieserAdventszeit einmal übst: Beginne doch jeden Tag mit dem Wochenspruch. Stell dich in dein Wohnzimmer und sag laut: „Ich sehe auf und erhebe mein Haupt weil sich meine Erlosung naht!" Ich bin überzeugt davon, dass die äußere Haltung auch unsere innere Haltung verändert. Steh aufrecht vor deinem GOTT und du wirst merken, wie er dich aufrichtet! Hebe deinen Blick weg von dem, was sicher kommt an diesem Tag- und lass dir von GOTT den viel weiteren Horizont zeigen, in dem dein Leben steht. Lass dein Herz sich ausrichten auf die Erlösung, auf die Gnade, die Befreiung, den Neuanfang - denn das ist der Horizont, das Ziel, das von Anfang an schon für dich feststeht.

Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig. So heißt der Vers für die dritte Adventswoche - und nach der inneren Ausrichtung aufs Ziel und die richtige Haltung und den richtigen Blick wird es nun praktisch. Traditionell kirchenjahrmäßig ist die Adventszeit eine Bußzeit. Zeit, um loszulassen, was deinen Blick beschwert, was dein Herz dunkel und müde macht, was deine Füße am Gehen, deine Hände am Handeln hindert. Nutze doch die dritte Woche der Adventszeit, um genau dies zu tun: Schreibe auf, was dir Mühe macht. Jeden Tag.

Einen Gedanken! Schreib den Namen eines Menschen auf, der dir zur Last geworden ist, etwas Gutes, das du nicht getan, was Böses, was du getan hast, eine Situation, in der du dich hilflos fühlst, was auch immer. Schreib es auf und dann schmeiß es weg! Und dann kauf dir eine Christrose oder häng einen Stern auf oder mach dir die Kerzen auf deinem Adventskranz an oder putze deinen Kühlschrank oder rufe einen Menschen an, dessen Stimme du gerne hörst, oder hör dir das Weihnachtsoratorium von Bach an. Tu etwas, was dir gut tut und dir zeigt, dass Erlosung Realitat ist und wird. Ja, und dann bist du bereit - innerlich und äußerlich - für die große Freude, die dich erwartet.

Freut euch in dem HERRN allewege und abermals sage ich: Freuet euch! Der HERR ist nahe!

Kaum ein Vers in der Bibel, der mein Herz so erreicht. Der HERR ist nahe! Vermutlich habe ich mich auch als Kind auf Weihnachten gefreut. Ich habe aber den leisen Verdacht, dass ich mich, je älter ich wer de, desto mehr auf Weihnachten freue. Ich liebe den Nachtgottesdienst am Heiligen Abend. Ich liebe es, dass das Licht in der Nacht erst richtig leuchtet. Dass die Weihnachtsglocken erst so richtig klingen. Dass „Stille Nacht“ überhaupt nicht kitschig klingt, wenn es mit ten in dieser Nacht gesungen wird. Dass die tiefe Freude, die das Wunder der Weihnacht bringt, mich im Dunkel und in der Stille der Nacht mehr und tiefer erreichen kann! Dass mich selbst durch alle Vorbereitung die Wahrheit dieser Nacht am allermeisten bewegt. Dass die Nähe GOTTES ergreifend greifbar wird, ganz frohlockend froh macht. Dass die Tür meines Herzen sich nie leichter offnet fur GOTTES Liebe als in dieser Nacht. Dass ich „Der HERR ist nahe!“ nie klarer verstehe, gewisser spüre, als im Kind in der Krippe. (Über die Osternacht würde ich allerdings dasselbe sagen.) Und es ist eine Freude, die zu Tränen rührt, weil sie die Nähe GOTTES spürt. Ich empfehle euch - und mir auch - möglichst viele Gottesdienste in der Advents und Weihnachtszeit zu besuchen, möglichst viele Lieder zu singen, möglichst viele Menschen zu beschenken und sich gerne und dankbar von Menschen beschenken zu lassen.
Und in alle dem zu hören, was GOTT dir sagt: „Freue dich! Und ich sage es noch einmal: Freue dich! Denn ich bin dir nahe!".

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