10/06/2025 0 Kommentare
AN(GE)DACHT
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# Gemeindebrief

AN(GE)DACHT
Nasse Füße
Andenken mit und an Johannes
Johannes war ein merkwürdiges Kind. Von Anfang an lag ein Segen auf ihm. Gott hatte Großes mit ihm vor. So hatte es der Engel verkündet: „Er wird dafür sorgen, dass die Menschen wieder nach Gottes Wort leben und Gutes tun wollen.“ Johannes führte ein einfaches Leben, abseits der rummeligen Großstadt. Aß Heuschrecken und wilden Honig und bekleidete sich mit Kamelhaaren. Wie er da mit seinen Füßen im staubigen Wüstenboden stand, wirkte er etwas skurril. Doch irgendwann machte er sich auf den Weg. Er verließ die trockene Wüste, um den Menschen von Gott zu erzählen. Als Johannes unter die Leute kam, sah er nicht nur seltsam aus, er tat auch merkwürdige Sachen. Jeden Tag sahen die Leute, wie er mit Männern und Frauen in den Fluss stieg und sie ins Wasser tauchte. So werden ihnen die Sünden vergeben, behauptete er. Johannes ist auch heute wieder am Ufer. Viele sind da und warten darauf, bis sie an der Reihe sind. Auch Pharisäer und andere Bescheidwisser sind dabei. Die haben die heiligen Schriften studiert und kennen sie genau. Deswegen denken sie manchmal, dass sie alles besser wissen. Johannes ist nicht zimperlich mit ihnen und beschimpft sie: „Schlangenbrut! Wieso seid ihr so sicher, dass ihr alles richtig macht? Glaubt ihr, ihr könnt dem Zorn Gottes entkommen? Ihr müsst euer Miteinander besser hinbekommen! Ein Baum ohne Früchte wird doch auch gefällt!“ Und als einer fragt: „Was sollen wir denn tun.“ „Ganz einfach“, sagt Johannes. „Wer zwei Hemden hat, gibt eines her. Wer genug zu essen hat, teilt mit anderen. Bestecht niemanden, fordert niemals zu viel Geld und seid zufrieden mit dem, was ihr habt.“ Da bekommen manche von ihnen nasse Füße. „Bist du der, auf den wir warten?“, fragen sie. „Oh nein“, sagt Johannes. „Nach mir kommt einer, der viel wichtiger ist und Vielversprechendes zu sagen hat.“ Mal angenommen, wir sind heute mit Johannes im Fluss. Stehen mit beiden Füßen im Wasser, auf der Suche nach einem besseren Leben. Woher nehmen wir die Gewissheit zu wissen, wo es hingeht? Manchmal renn ich durch mein Leben wie eine Lok auf zwei Beinen. Immer vorwärts. Der Weg anscheinend sicher vorgespurt. Doch was, wenn am Ende der Schienen ein Prellbock auftaucht? Wenn Gott meinen Weg ins Gegenziel verkehrt? Wenn es in Luthers 1. von 95 Thesen heißt: „Tut Buße! Denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Dann heißt Leben in Gottes Spur auch, anzuerkennen, wo ich mich verrannt habe. Dann ist Luthers 1. These eigentlich ein Johannes-Wort – und der Entdeckungs-Zusammenhang der Reformation ein johanneischer. Das Johannes-Wort „Ändere dein Leben! Denn das Himmelreich ist jetzt nahe!“ will eine Signalwirkung entwickeln – auch für mein Leben. Johannes als der erste Reformator zeigt mir: Umkehren heißt noch nicht, dass ich den richtigen Weg gefunden habe. Umkehren und das Leben ändern, heißt erstmal nur, nasse Füße zu bekommen. Das ganze Leben in der Bereitschaft zu leben, nasse Füße zu bekommen. Fehlertolerant zu leben bedeutet, mit einer gewissen Robustheit gegen Benutzungsfehler ausgerüstet zu sein. Johannes ruft uns zu: Wage es, dein Leben zu ändern. Denn Gott hat Großes mit dir vor. Und Gott hat versprochen, dass er mit dir Tag für Tag durchs Wasser geht und nasse Füße bekommt. Doch untergehen, werden wir nicht! (Erzählung von Johannes in Anlehnung an die Graphic Novel Bibel, 2023.)
Am 24. Juni feiern wir in unseren Kirchen den Johannes-Tag. Der Name unserer Kirche verdankt sich dem ersten Reformator: Johannes. Am 24. Juni wendet sich das Jahr – von Weihnachten weg zu Weihnachten hin. Wie steht es um unsere Füße in dieser Zeit, wo das Himmelreich nahe ist? Johannes verweist auf Jesus, wenn wir Jesus in unser Leben einladen, dann erleben wir den Himmel auf Erden, und wenn wir nasse Füße bekommen ist das ein gutes Zeichen, dass Jesus an uns am Werk ist. Ich wünsche mir selbst öfter den Mut, nasse Füße zu bekommen! Sie vielleicht auch? Kommen Sie gnädig mit sich durchs Wasser! Jesus ist dabei.
Eine schöne Sommerzeit wünscht
Pfarrerin Anke Klapprodt
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